In diesem Februar war es endlich so weit. Nach drei vergeblichen Bewerbungen hatte ich endlich
meine erste Startlizenz (Losverfahren) für diesen Ultra-Marathon.
Von Göttingen auf den Brocken-Gipfel.
In Zahlen: 80 Km / 1900 HM. In Laufschuhen.
Als Testlauf hatte ich den Taunus-Ultratrail (die kurze Strecke: 57 Km) vor vier Wochen erfolgreich gemeistert. Von daher war ich bei meinem bisher zweiten Ultra-Lauf voller Zuversicht aber gleichzeitig auch mit ordentlich Schiss in der Buchse mit dem Zug nach Göttingen gereist.
Samstag 6:00 Uhr dann der Start an einem Göttinger Reiterhof mitten im Wald. Rund 250 Starter mit Stirnlampe laufen los. Nach der ersten Stunde im Lampenlicht beginnt die Morgendämmerung, die Landschaft ist bei leichten Minustemperaturen mit herrlichen Raureif überzogen.
Die ersten 40 Km laufe ich bewusst ganz locker (Schnitt 6:30min/Km), mir ist klar, dass die längeren 40 Km mit mehr Höhenmetern in der zweiten Hälfte anstehen. Die Organisation sieht etwa alle 10 Km eine Verpflegungsstation vor, auch diese Option ziehe ich von Anfang an mit warmem Tee, Kuchen, Kekse, Schokolade…
Genau bei Km 42,195 ist die vierte Verpflegung mit einem unübersehbaren Hinweis an einem Verkehrsschild versehen:
„Ab jetzt ist es ein Ultra!“
Nützliche Info denke ich mir, trinke meinen Tee aus und laufe weiter…
Nach der ersten Hälfte auf viel Asphalt beginnen jetzt die längeren Anstiege auf Feld- und Waldwegen, teilweise mit Trail-Charakter. Zum Glück habe ich für die teils sehr rutschigen und schlammigen Passagen einen guten Trail-Schuh am Fuß.
Dass die Höhenmeter jetzt so richtig Anfangen merke ich im „Entsafter I“ und danach auch im „Entsafter II“. Und dann, nach etwa 60 Km spitzt er zum ersten Mal fast Majestätisch zwischen den Bäumen hervor: Der Brocken.
Nur noch 20km… Foto machen…Weiter…
Bisher war die komplette Strecke gut mit kleinen roten Pfeilen ausgewiesen, im Hochharz ist aber keinerlei Markierung mehr zulässig. Und 250 Teilnehmer können sich auf 80 Km ganz schön verteilen.
Nur noch die Holz-Wanderschilder geben den Weg vor, zum Glück habe ich die groben Richtungen (Lausebuche, Königskrug, Oderbrück, Brocken) auf einem Spickzettel dabei.
Der Schlussanstieg im Schnee zum Brockengipfel tut dann doch irgendwann etwas weh, da es steiler wird, immer steiler…
Es wird wieder kalt, der Wind nimmt stark zu und der Gipfel ist mittlerweile in Nebel eingehüllt.
Aber nach 10:30 Stunden steh ich überglücklich und auch etwas erleichtert oben am Zielbanner und lasse mich vom super Helferteam vor Ort feiern.
Brocken-Challenge 2020 wirklich gefinisht!
Grenzen gibt es wirklich nur im Kopf!
Der Goethesaal im Brocken-Haus ist exklusiv für die Brocken-Challenger reserviert und alle neuen Finisher werden nochmal mit ehrlichem Applaus begrüßt. Auch zwei Duschen gibt es oben (Duschsachen und frische Klamotten werden am Vortag hochgekarrt).
Nach einer ausgiebigen Stärkung am riesigen Buffet geht es dann in kleinen Gruppen zu Fuß über die Brockenstraße (diesmal aber nur 10 Km) wieder runter zu den bereitstehenden Bussen zurück nach Göttingen.
Die Bewerbungsphase für die 18. Brocken-Challenge am 13.02.2021 soll übrigens am 01.11.2020 öffnen. Also ich versuch wieder mein Glück!!!